Interview mit Abenteurer, Fallschirmspringer & Unternehmer Jochen Schweizer

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Der Abenteurer & Unternehmer Jochen Schweizer hat letzte Woche mit Fallschirmsprung.info in Hamburg ein spannendes Gespräch geführt und aus seinem interessanten Leben erzählt, indem das Fallschirmspringen eine ganz besondere Rolle spielt. Jochen Schweizer steht für Abenteuer und das ist auch in diesem Interview gleich zu erkennen. Aber auch er hat brenzlige Fallschirmsprung-Abenteuer erlebt, aber lesen Sie selbst:

Herr Schweizer Sie sind ein leidenschaftlicher Fallschirmspringer, was macht für Sie die Faszination Fallschirmspringen aus?

Jochen Schweizer - Der erfahrene Fallschirmspringer im Interview mit Fallschirmspurng.info

Jochen Schweizer – Der erfahrene Fallschirmspringer im Interview mit Fallschirmsprung.info

Schweizer: Ich kann mich noch ganz genau an meinen ersten Solo-Sprung nach 7 AFF Level in Florida erinnern und habe das in meinem Buch „Warum Menschen fliegen können müssen“ beschrieben.
Ich hocke allein im Flugzeug. Richte mich langsam auf, laufe gebückt Richtung Tür, durch die der Wind herein pfeift. Ich merke, wie die Maschine eine Kurve fliegt. Und plötzlich steht die Sonne mitten in der offenen Luke. Ich mache zwei, drei schnelle Schritte, springe mit einem Hechtsprung aus der Tür, direkt in diese Sonne rein. Die Arme ganz lang, weit über meinen Kopf gestreckt, die Beine kurz, damit es mich nicht überschlägt. Keine Übungen, kein Plan. Ich drehe mein Gesicht in die Sonne, blicke in diesen roten Feuerball, der sich in den Horizont hineinfrisst, während ich in die Tiefe falle. Ich bin weit offen, totally lose. Gelegentlich checke ich meinen Höhenmesser. Diese Minute, die ich frei falle, erscheint unendlich lang. Genauso lange, wie es normalerweise dauert, bis die Sonne vollständig verschwunden ist, nachdem sie zum ersten Mal den Horizont berührt hat – aus der Bodenperspektive heraus. Aber während ich falle in dieser einen Minute, frisst der Horizont die Sonne auf, verschwindet sie glutrot hinter der Erdkrümmung. Als ich meine Hauptkappe öffne, ist sie weg. Ich gleite still durch den Abendhimmel, bis ich schließlich lande.

Welche besonderen Fallschirmspringen-Abenteuer sind für Sie die schönsten gewesen?
Schweizer: Das war Silvester 1993 auf Korsika. Mein Freund Kalli Burg hatte eine Pilatus Porter – der Name des Vogels war Geronimo – von Spa in Belgien nach Propriano geflogen. Am 31.12. abends – es war unser letzter Sprung in einer phantastischen Woche – stiegen wir mit nur drei Passagieren auf knapp 6.000 Meter und genossen einen unendlich langen Freifall. Wir landeten am Strand wo schon ein großes Lagerfeuer brannte und ein paar Marokkaner für unser Team einen ganzen Hammel brieten.

Gab es auch brenzlige Sprünge und wenn ja was ist geschehen?

Fallschirmsprung von Jochen Schweizer

Auch brenzlige Situationen hat Herr Schweizer beim Fallschirmspringen erlebt.

Schweizer: Ja, das war auch in dieser Zeit – wir eröffneten in Österreich eine Bungee-Brücke. Wir flogen mit einer kleinen Cessna bei sehr schlechtem Wetter los um über der Brücke abzuspringen. Wir kurvten zwischen den Wolkentürmen immer auch mal wieder durch eine Nebelbank und der Pilot verflog sich total. Irgendwann sahen wir direkt unter uns den Flusslauf der Drau und folgten ihm bis zur Brücke. Viel zu tief sprang ich ab und obwohl ich schon im Absprung meinen Hilfsschirm pullte, dauerte es ewig bis sich mein Sabre 150 endlich öffnete. Der Hilfsschirm hatte sich mangels Anströmung auf meinen Rücken gelegt und erst als ich mich drehte um zu schauen was da los war, fiel er zur Seite, öffnete sich und zog den Hauptcontainer aus dem Rigg. Ich war zu tief um noch eine Landevolte gegen den recht starken Wind zu drehen und schlug mit dem Wind auf einem Acker ein – eine schmerzhafte Erfahrung…

Wie nehmen Sie Menschen Angst vorm Fallschirmspringen (es gibt ja zahlreiche Mythen)?Mehr als 1000 Fallschirmsprünge hat Schweizer bis heute absolviert.

Mehr als 1000 Fallschirmsprünge hat Schweizer bis heute absolviert.

Schweizer: Durch Rationalität. Höhenangst ist eine der Urangst des Menschen – tief in unserem Stammhirn verankert. Es geht um das Spannungsfeld aus Emotion und Geist. Der Kopf besiegt die Angst – Mut ist die bewusste Überwindung dieser Angst, das wagende Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Niemand ist dazu gezwungen seine Ängste zu besiegen, aber es lohnt sich, es zu versuchen. Ich empfehle einen Fallschirm- oder Bungeesprung, wobei der Bungee Jump von vielen, die beides gemacht haben, subjektiv als größere persönliche Herausforderung empfunden wird. Wenn man nach dem Sprung wieder am Boden steht, mit angespitzten Nervenenden, den Flashback des Falls in jeder Ader des Körpers spürt und nach oben schaut, auf die gewaltige Höhe, empfindet man pures Glück. Und auch das Gefühl etwas ganz Großes geschafft zu haben. Es macht ein Stückchen unempfindlicher gegen die Ängste im Alltag. Man fühlt sich stärker und die kleinen Ärgernisse des täglichen Lebens werden bedeutungslos.

Wo sollte man auf jeden Fall einen Sprung absolviert haben?
Schweizer: Den Fallschirmsprung in einer der von uns ausgewählten und getesteten 43 Drop-Zones in Europa – und den Bungee Jump an einer der drei folgenden Locations:
Donauturm Wien
Hafenkran Hamburg
Olympia-Regattaanlage in Oberschleißheim bei München

Sie haben einen interessanten Lebensweg und sind nicht immer den leichtesten Weg gegangen, sondern haben oft auch das berufliche Risiko gesucht. Was würden Sie jungen Menschen auf dem Weg geben, die sich beruflich entscheiden müssten?
Schweizer: Entscheidet Euch für das, wofür Ihr am meisten Leidenschaft in Euch tragt! Folgt eurem Herzen und zwar konsequent! Denn was man gerne tut, das tut man oft. Und was man oft tut, tut man irgendwann sehr gut, häufig besser als alle anderen. Spätestens dann ist der Erfolg nicht mehr zu verhindern.

Welche Ziele und Projekte verfolgen Sie in den nächsten Jahren?
Schweizer: Eines der großen Ziele ist es, auf meinem Erlebnisgeschenke-Portal www.jochen-schweizer.de authentische Aufenthalte in einem Samurai- oder ZEN-Kloster anbieten können. Es ist sehr schwer, die Äbte in den Klöstern davon zu überzeugen, denn dahinter steht ein Geschäftsmodell. Was allerdings der großartigen, individuellen und subjektiven Erfahrung, die ein Aufenthalt in einem ZEN-Kloster nun einmal ist, nicht im Wege steht. Es ist mein Wunsch, allen Menschen, die sich dafür interessieren, dieses Erlebnis zu ermöglichen. Teilweise ist mir das bereits gelungen: ich biete ZEN-Seminare an. Das sind auch spektakuläre Erlebnisse, nur anderer Art. Im Inneren eines Menschen passiert manchmal dasselbe – egal, ob man aus tausend Metern Höhe aus einem Helikopter springt oder ein Wochenende im Stillen verbringt. Beides bewegt und verändert etwas in Dir.

Danke für das Interview.

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